Am Samstag, 26. Juni 2021, haben sich zahlreiche Pilger auf dem Weg zur ehemaligen Pfarrkirche von Glöckelberg gemacht. Provinzial Pater Christoph Eisentraut CMM zeigte sich erfreut über die große Teilnehmerzahl, die sich im Gedenken an den seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM zusammen gefunden hatte.
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Stationen auf dem Weg: Glöckelberg.pdf
Die Einleitung von Pater Christoph Eisentraut sowie Mag. Matthias List können Sie hier nachhören:
Die Predigt zum Gedenkgottesdienst hielt Mag. Matthias List, Pfarrassistent für Linz-St. Markus, Dekanatsassistent für das Dekanat Linz-Nord, Seelsorgeteambegleiter für Linz-St. Leopold.
Predigt zur Wallfahrt nach Glöckelberg – anlässlich des Gedenkens an den seligen Pater Engelmar Unzeitig
Schriftlesungen: Gen 18,1-15 (Besuch Gottes bei Abraham) und Mt 8,5-13 (Heilung des Dieners des Hauptmanns von Kafarnaum)
Und siehe – da war eine Kirche und ein Friedhof, von Gras überwachsen, von Hirten als Schafstall missbraucht, dem Vergessen preisgegeben. Die Verheißungen, die hier einst gebetet und gesungen, alles schien zunichte; die Predigten einst feurig und lebensgefährlich – hatte das Regime doch den längeren Atem, indem es den einen vernichtet hat, der hier die Lebensregeln Gottes eingefordert und nicht die Regeln des Führers verkündet?
Doch Gott geht andere Wege – in der Hitze des Tages kam er und ließ sich nieder, um seine Verheißung zu erneuern: Übers Jahr werde ich wieder kommen und siehe – du wirst Nachkommen haben; Zukunft wird zugesagt und sie glaubten nicht! Ja sie lachten über diese frommen Zusprüche: Wie soll dies geschehen, der Glaube ist verloschen, wir sind zu alt, die Fruchtbarkeit verbraucht.
Aber das Wunder geschah: Eine Handvoll beherzter Menschen beginnen die Stätte der Erinnerung zu pflegen und wieder aufzurichten. Die Grabsteine werden neu gesetzt, die Kirche erneuert, der Glaube gepflegt – und übers Jahr, ehe man sich versieht, da gibt es wieder Lieder und Gebete und Hoffnungen, die von der Zukunft und vom Vertrauen in Gott singen. Die Herren dieser Welt werden nicht gewinnen, nein, Gerechtigkeit wird geübt! Die, die Gewalt angetan, über sie wird gerichtet und diejenigen, denen Unrecht geschehen, werden verehrt und ihrer wird erinnert.
Liebe Gläubige hier in Glöckelberg, die Geschichte von den drei Fremden bei Mamre, die Abraham und Sarah die schon nicht mehr geglaubte Zukunft verkünden, sie berührt stets mein Herz, weil es eine Hoffnungsgeschichte ist, die uns allen Mut und Zukunft zuspricht. In ausweglosen Situationen, wo wir schon aufgegeben haben, wo die Mutlosigkeit sich wie eine zähe Mittagshitze über alles gelegt hat, dort wo wir schon abgeschlossen haben mit unserem Schicksal, dort hinein spricht Gott seine Zukunftsverheißung – den Spöttern und Lästerern zum Trotz.
Die Zukunft unserer Kirche? Sie hat keine, eine veraltete, verkrustete Organisation, zu viel Sünder in den eigenen Reihen, zu viel Schuld im Lauf der Geschichte, die geht unter, geht vorbei – so mutmaßen viele! Und unsere Herzen sind betrübt angesichts schwindender Gläubiger und weniger werdender Männer und Frauen, die sich in den Dienst Gottes stellen lassen. Aber – siehe – da kommen sie vorbei bei uns und wollen zu Gast sein und sagen uns zu: Die Hoffnung wird nie ausgelöscht, habt doch Vertrauen, Gott selbst gibt seiner Kirche Zukunft.
Ich denke auch an unsere geschundene Welt: Das Klima steht an der Kippe, Hagelstürme, Hitze und Trockenheit, ein Wirbelsturm, der ganze Dörfer vernichtet hier bei uns in Mitteleuropa. Viele sind verzweifelt und glauben nicht mehr, dass wir es schaffen, das Ruder herumzureißen. Aber – siehe – die Jungen Menschen, wütend über unsere Wirtschaftspolitik, die sich nicht schert um die filigranen Zusammenhänge in der Ökonomie unserer Mutter Erde; sie stehen auf, gehen unermüdlich auf die Straße und verkünden: Eine Veränderung ist möglich, wir schaffen es, wenn wir umkehren und der Hoffnung wieder Raum geben. Sie sind die Engel unserer Zeit, die uns Zukunft verheißen, wenn wir sie für möglich halten.
Ich denke weiters an so viele Menschen auf der Flucht vor Kriegen und Elend, die ihre Heimat verlassen müssen – wie damals, als auch hier in Tschechien so viele Menschen losziehen mussten, um andernorts neu ihr Leben aufzubauen. Viele sagen heute: Nein, wir können keine mehr aufnehmen, das geht nicht, das zerstört unsere Gesellschaft. Aber – siehe – engagierte Christinnen und Christen vereint mit vielen Menschen guten Willens engagieren sich für diese geflüchteten Menschen; unterstützt vom Papst und unseren Bischöfen fordern sie eine Politik, die allen Menschen ein gutes Leben zusagt und allen eine Chance bietet. Ist es auch schwierig, gemeinsam können wir dieses Wunder vollbringen und Leben retten; menschlich bleiben aus der Erinnerung, die auch in die Hl. Schrift eingeschrieben ist: Denn du warst selber Fremdling in Ägypten, bedenke also, wie du mit den Fremden umgehst und siehe in ihnen den verängstigten Menschen, der du selber bist!
Liebe Pilgerinnen und Pilger hier in Glöckelberg, wir wollen auf die Zusage vertrauen, die Jesus heute dem Hauptmann in Kafarnaum gibt: Geh, es soll geschehen, wie du es geglaubt hast! Jesus wirbt um dieses Vertrauen in eine Welt, die menschengemäß und deshalb gottgefällig ist. Die Hoffnung, die uns zugesagt ist, an ihr dürfen wir festhalten, auf sie dürfen wir vertrauen; dann ist vieles möglich!
Pater Engelmar Unzeitig hat in einem seiner Briefe geschrieben: „Über seine Kräfte lässt ja Gott keinen versucht werden. Wir wollen daher mit Gottvertrauen in die Zukunft schauen und uns wie auch hier gegenseitig stützen, denn wahre Bruderliebe – heute würden wir sagen: Nächstenliebe – überwindet alle Bosheit der Welt.“
Matthias List, PfarrA in Linz-St.Markus (Es gilt das gesprochene Wort)