Hier finden Sie den Wortlaut von offiziellen Dokumenten, die uns zugänglich gemacht wurden ….
Vorgetragen in lateinischer Sprache von Angelo Kardinal Amato bei der Feier der Seligsprechung am Samstag, 24. September 2016, im Würzburger Kiliansdom
Wir erfüllen die Bitten unseres Bruders Friedhelm Hofmann, des Bischofs von Würzburg, wie auch der meisten anderen Brüder im Bischofsamt und vieler Christgläubigen und gewähren nach dem Beschluss der Kongregation für die Heiligsprechungen aufgrund Unserer Apostolischen Autorität, dass der verehrungswürdige Diener Gottes ENGELMAR UNZEITIG (mit bürgerlichem Namen Hubert), Märtyrer, Ordenspriester der Kongregation der Missionare von Mariannhill, ein unbeugsamer Hirte und heroischer Zeuge der Nächstenliebe selbst unter den Banden der Gefangenschaft, künftig als Seliger bezeichnet wird, und dass sein Fest am 2. März, da er in den Himmel eingegangen ist, an den vom Recht festgelegten Orten und in der festgelegten Weise jährlich gefeiert werden kann. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Gegeben zu Rom bei Sankt Peter,
am 17. September im Jahr des Herrn 2016,
im vierten Jahr Unseres Pontifikates.
Papst Franziskus
Die Seligsprechung und Heiligsprechung
Des Dieners Gottes
ENGELMAR UNZEITIG
Ordenspriester
in der Kongregation der Missionare von Mariannhill
(1911 – 1945)
“Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? In der Schrift steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat (Röm 8:35-37).
Die menschlichen, christlichen und priesterlichen Ereignisse im Leben des Dieners Gottes Engelmar Unzeitig, der in einem kurzen Leben ein lebendiges Zeugnis von der Nachfolge Christi und von großherzigem Dienst an seine Brüder ablegte, erinnern uns an dieses Zitat des Apostels Paulus.
Der Diener Gottes wurde geboren am 1. März 1911 in Greifendorf, Bezirk Schönhengst, Ost Mähren, das zu dieser Zeit zum österreichischungarischen Reich gehörte. Er wurde in der Pfarrkirche des Dorfes auf den Namen Hubert getauft.
Seine sehr katholische Familie und seine Herkunft gaben ihm eine reine christliche Lebensweise mit. Er hatte eine starke religiöse Erziehung und die Angewohnheit, sich um andere zu kümmern, eine enge Verbindung zu den Menschen und eine Bereitschaft zu teilen. Diese Züge blieben immer bei ihm.
Er war sechs Jahre als er seinen Vater verlor. Nach der Grundschule musste er, selbst noch ein Kind, eine Arbeitsstelle annehmen, um für seine Mutter und Schwester zu sorgen.
Als Heranwachsender spürte er eine klare und starke Berufung zum Ordensleben. Mit Zustimmung seiner Familie ging er in das Internat der Mariannhiller Missionare und er schaffte das Abitur mit ausgezeichneten Noten. Nach dem Noviziat machte er die erste Profess und nahm den Ordensnamen Engelmar. Er war sehr angesehen bei Oberen und Mitbrüdern wegen seines Fleißes, seiner Klugheit und seinem Eifer. 1939 wurde der Diener Gottes in Würzburg geweiht. Seine erste feste Stelle war als Pfarrer in Glöckelberg, in Böhmen. Dort waren Sudetendeutsche, die den Anschluss ans deutsche Reich durch Hitler ganz gerne annahmen.
Nach dem Staatsexamen, übernahm er den Religionsunterricht an der Grundschule. Sein Dienst war immer vollkommen gottgeweiht durch ein priesterliches Leben der Demut und gutmütigen Eifers, immer bemüht um den Aufbau des Reiches Gottes. Täglich bekräftigte er seine Verbundenheit mit Christus durch Gebet, Spenden der Sakramente, Treue zu seinen Ordensgelübden, Eifer im Unterrichten der Jugend und durch seine Liebe für die Armen und Bedürftigen.
Fanatismus und Gewalttätigkeiten, sowie politische Unruhen auf Grund des Zweiten Weltkriegs, nahmen ständig zu. Der Diener Gottes wollte nichts von den Nazis wissen. Er zog die Wahrheit vor und wollte keine Gunst von den Mächtigen und von denen, die die Seelen der Gläubigen verdarben.
Aus diesem Grund beurteilte die Partei ihn und seine Ideen als gefährlich. Er wurde 1941 von der Sicherheitspolizei verhaftet und ins Gefängnis von Linz gebracht. Nachdem er wegen krimineller Aktivitäten verurteilt worden war, wurde er nach Dachau in Bayern gebracht. Dort ertrug er viele Widerwärtigkeiten in Gelassenheit und gab ein großartiges Zeugnis seines Gottvertrauens und seines Glaubens. Ausgesetzt den ständigen Misshandlungen und der Machtlosigkeit, verlor er dennoch nicht seine innere Ruhe, sondern sie wurde für ihn zum Anlass für Hoffnung und Sanftmütigkeit und seine Tugend wuchs in wirklich heldenhaften Taten. Nächstenliebe brannte in ihm und er lernte Russisch, um den russischen Gefangenen zu helfen. In diesen Jahren waren sein Zeugnis für den Glauben und für seinen Mut Höhepunkte auf seiner Pilgerfahrt der Treue zu Christus. Seine Liebe für die Mitgefangenen erntete ihm später den Namen „Engel von Dachau.“
Als im Lager Typhus ausbrach, im Winter von 1944, meldete sich der Diener Gottes zum freiwilligen Krankendienst, um ihnen den Trost des Glaubens zu spenden, obwohl er sich der tödlichen Gefahr bewusst war. Nachdem er ein einzigartiges Zeugnis gegeben hatte vom Sieg der Liebe über alle Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten, starb er in Dachau als Opfer der Seuche am 2. März, 1945, gerade erst 34 Jahre alt.
Wegen seines Rufes der Heiligkeit hat die Diözese Würzburg von Juli 1991 bis Juni 1996 eine Untersuchung durchgeführt und hinzu kam eine Untersuchung der Diözese Rottenburg-Stuttgart vom Oktober 1991. Diese Kongregation für die Heiligsprechung hat die Autorität dieser beiden Stellen, durch ein Dekret vom 11. Januar 2002, bestätigt.
Nachdem die positio studiert worden war, wurde beraten ob der Diener Gottes die Tugenden in einer heroischen Weise ausgeübt hatte.
Die theologischen Sachverständigen trafen sich am 30. Januar 2009 und kamen zu einem positiven Ergebnis. In der ordentlichen Sitzung am 28. April 2009, auf Vorschlag seiner Eminenz Kardinal Paul Joseph Cordes, Präsident des päpstlichen Rates “Cor Unum,“ stimmten Kardinal und Bischöfe zu, dass der Diener Gottes die theologischen und Kardinaltugenden und die damit verbundenen anderen Tugenden in heldenhafter Weise praktiziert hatte.
Der Präfekt informierte den Heiligen Vater Benedikt über dieses Ergebnis. Der Papst akzeptierte und bestätigte die Ergebnisse der Kongregation für die Heiligsprechung und er machte heute bekannt: die theologischen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe zu Gott sowie auch zum Nächsten, und die Kardinaltugenden von Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Stärke und die damit verbundenen Tugenden, wurden mit Gewissheit festgestellt bei dem Ordenspriester der Missionare von Mariannhill, dem Diener Gottes Engelmar (Hubert) Unzeitig in dem vorliegenden Prozess.
Der Papst ordnete an, dass dieses Dekret ein öffentliches Gesetz und von der Kongregation für die Heiligsprechung in die Akten eingefügt werde.
Datum: Rom, 3. Juli A.D. 2009
+ Angelus Amato, S.D.B.
+Michael Di Ruberto
Titularerzbischof von Silensis
Titularerzbischof von Biccarensis
Präfekt Sekretär
Der „International Tracing Service“ hat uns Missionare von Mariannhill Dokumente aus seinem Archiv zugänglich gemacht. Mit großer Freude dürfen wir Ihnen diese Materialien präsentieren. Die Originale liegen gut verwahrt in Bad Arolsen. Der International Tracing Service (ITS) ist ein Archiv und Dokumentationszentrum über NS-Verfolgung und die befreiten Überlebenden. Aus mehr als 30 Millionen Dokumenten erhalten ehemals Verfolgte und ihre Nachfahren Informationen zur Inhaftierung, Zwangsarbeit sowie der Nachkriegsunterstützung durch die Alliierten. Das Archiv ist zugleich die Grundlage für Forschung und Bildung. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, besteht eine internationale Zusammenarbeit mit Gedenkstätten, Archiven und Forschungsinstitutionen. Der ITS erinnert an die Opfer der NS-Verbrechen und leistet einen Beitrag zur Gedenkkultur. Seit 2013 sind die Originaldokumente des Archivs Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes „Memory of the World“. Seine bis heute gültige Bezeichnung „International Tracing Service“ erhielt die Einrichtung am 1. Januar 1948. Arbeitete der ITS anfänglich unter alliierter Kontrolle, übernahm 1955 ein Internationaler Ausschuss diese Aufgabe. Der ITS dokumentiert das Schicksal von Millionen Opfern, deren Andenken es zu wahren gilt. Daraus resultiert ein besonderer Respekt vor den Werten von Demokratie, Freiheit, Menschenwürde und Toleranz. Der ITS fühlt Werten verpflichtet und möchte sie durch seine Arbeit stärken.
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