Bei verschiedenen Anlässen zu Ehren von Pater Engelmar Unzeitig CMM werden besondere liturgische Texte verwendet
Lied
GL 291 / 1+3
Eröffnung
Jesus Christus, dessen Wort für uns Licht und Leben ist, sei mit euch.
Einführung
Heute denken wir in besonderer Weise an unseren Mitbruder P. Engelmar Unzeitig, der im KZ Dachau sein Leben für andere Menschen
opferte. Wir werden eine Kerze an seinem Grab aufstellen. Dies soll uns darauf hinweisen, dass P. Engelmar als ein besonderes Zeugnis der Versöhnung zwischen Menschen und Völkern und für den Frieden gelebt hat.
Ich begrüsse deshalb ganz besonders Herrn Cvrkal aus Greifendorf in Tschechien, dem Geburtsort von P. Engelmar und die Ackermann-gemeinde, die sich für den
Stolperstein eingesetzt hat.
Texte
P. Engelmar schreibt in einem Brief aus dem KZ Dachau am 14. Januar 1944:
„Wenn die Menschen wenigstens innerlich den Weg zum Frieden finden möchten,
wenn sie schon äußerlich dieses Glückes entbehren müssen. Dafür wollen wir gern
im neuen Jahr alles aufopfern und Gott darum anflehen. Wir dürfen ja nie
vergessen, dass alles, was Gott schickt oder zulässt, alles zu unserem Besten
gereichen soll.“
Und am 24. September im selben Jahr schreibt er: „Im übrigen ist mein ganzes Sinnen und Trachten weiter einzig darauf gerichtet, den Menschen Gottes heiligen Frieden zu erbitten und zu vermitteln.“
Betrachtung
P. Engelmar hat mit seinem Leben eine Antwort des Glaubens gegeben und ein
Zeugnis seiner Hoffnung weiter gegeben. Er war sich dabei sicher, dass er in Gottes
Hand geborgen ist – auch in dieser Umgebung. Das was uns Menschen wirklich trägt, ist Geschenk. Ich kann mir meine Sicherheiten letzten Endes nicht erkaufen, nicht durch Leistung erwerben.
Das, was mir letzten Endes Sicherheit gibt, meinem Leben Sinn verleiht, ist Geschenk, über das ich nicht verfügen kann. Gott schenkt mir eine Hoffnung, die über das hinausgeht, was ich verstehen kann. Selbst der Tod kann diese Liebe Gottes nicht zerstören.
Er war ergriffen von der Situation im Land und vom Leid, das so viele heimgesucht hat. In einer Lebenssituation, in der viele sich nur auf sich selbst zurückgezogen haben, um ihr eigenes Überleben in Not und Leid zu sichern, war P. Engelmar noch fähig, das Leid anderer zu sehen und mit den Möglichkeiten zu antworten, die er hatte. Es ist schon ein Zeichen großer Nächstenliebe als gedemütigter Gefangener im KZ im Gebet nicht nur an sich selbst zu denken, sondern andere mit einzubeziehen. Sein Glaube, dass das Evangelium nicht zu fesseln ist, half ihm dabei, seinen Horizont zu weiten und in seiner missionarischen Lebensweise nicht bei sich stehen zu bleiben.
Durch die Vereinigung mit Christus im Gebet und in der Eucharistie gelangte P. Engelmar zu dieser großen inneren Stärke, zu Freiheit und Friedfertigkeit – inmitten eines von Hass und Unfreiheit geprägten Alltags im KZ. Gebe Gott, dass auch wir nach seinem Beispiel zu Werkzeugen des Friedens und der Versöhnung werden.
Aufstellen der Kerze am Grab von P. Engelmar
Im Gedenken an P. Engelmar wollen wir nun die Kerze als Erinnerung an diesen Tag hier am Grab aufstellen.
Musik
Text
„Liebe verdoppelt die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh. Es ist wirklich in keines Herz gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Freilich trifft auch sie die rauhe Diesseitswirklichkeit mit all dem Hasten und Jagen und mit dem ungestümen Wünschen und Fordern, mit ihrer Zwietracht und mit ihrem Haß wie ein beißender Frost, aber die Strahlen der wärmenden Sonne der liebe des allgütigen Vaters sich doch stärker und werden triumphieren, denn unsterblich ist das Gute und der Sieg muß Gottes bleiben.“ so schreibt P. Engelmar in einem seiner letzten Briefe aus dem KZ.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, du schenkst uns den Frieden des Herzens. Wir bitten dich:
– Für die Kirche auf der weiten Welt: Dass sie sich jenes Friedens erfreue, der aus der Einheit von Glaube und Liebe unter ihren Gliedern erwächst.
– Für die Politiker: Dass sie den Frieden und die Solidarität aller Menschen und Völker über ihre Eigeninteressen stellen.
– Für jene, die sich mit ethnischen, rassischen oder konfessionellen Konflikten befassen: Dass sie mit Mut Lösungen suchen und voller Ehrfurcht die Gegenseitigen Werte achten.
– Für alle, die wichtige Entscheidungen fällen müssen, dass sie dies im Einklang mit dem Willen Gottes tun in der Gewissheit, dass Gott denen beisteht, die ihm dienen.
– Für uns selbst, dass wir zu Menschen des Friedens und der Versöhnung werden, zu Friedensboten auch für andere.
Vater Unser
Gebet
Herr, du hast deinen Diener P. Engelmar zum Zeugen des Glaubens berufen. Im Dienst der Kranken und Sterbenden hat er sein Leben aufgeopfert. Hilf auch uns, in der Kraft des Glaubens und der Liebe allen alles zu werden, um vielen Menschen behilflich zu sein, zu dir zu finden. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen
Segen
Lied
GL 265 /1-3
Aus dem Römerbrief
(Röm 8; 35,37ff) Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Brief von Pater Engelmar ohne Datum an seine Schwester Adelhilde-Regina
Liebe verdoppelt die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh. Es ist wirklich „in keines Menschen Herz gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ [1 kor 2,9]. Freilich trifft auch sie die raue Diesseitswirklichkeit mit all dem Hasten und Jagen und mit den ungestümen Wünschen und Fordern, mit ihrer Zwietracht und mit ihrem Hass wie ein beißender Frost, aber die Strahlen der wärmenden Sonne der Liebe des allgütigen Vaters sind doch stärker und werden triumphieren, denn unsterblich ist das Gute und der Sieg muss Gottes bleiben,…
Impuls
„Das ist ja nicht zum Aushalten. Das ist unerträglich!“
Vermutlich haben wir das alle schon einmal gesagt oder gedacht.
Wahrscheinlich waren wir alle schon einmal in unerträglichen Situationen.
Wenn wir rank waren, oder in Trauer, wenn wir verletzt und verraten worden sind. Unerträglich.
Wie muss es dann erst Pater Engelmar gegangen sein.
Oft wurde Dachau als „Hölle auf Erden“ bezeichnet.
Es muss unerträglich gewesen sein.
Aber Pater Engelmar konnte selbst in dieser Hölle noch so wunderbare Sätze schreiben wie: „Liebe verdoppelt die Kräfte, sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh.“ oder „…unsterblich ist das Gute und der Sieg muss Gottes bleiben,…“
Er wusste sich auch in der Hölle von Dachau in Gottes Liebe geborgen. Er war ganz tief in Gottes Liebe verwurzelt.
Die Begegnung mit Pater Engelmar auf diesem Wallfahrtsweg kann auch uns helfen, unsere Wurzeln tiefer in Gott hinein zu senken, damit wir auch dann in seiner Liebe geborgen sind, wenn es unerträglich wird, wenn es nicht mehr zum Aushalten ist.
Beten wir in Stille für alle Menschen, die sich in unerträglichen Situationen befinden.
Lied:
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Aus dem Philipperbrief
(Phil 4,6f) Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
Aus einem Brief von Pater Engelmar vom 24. September 1944
Wir sind hier trotz mancher Angriffe n der Nähe, Gott Lob, noch heil und gesund, was ich auch von Euch noch hoffe. Im Übrigen ist mein ganzes Sinnen und Trachten weiter einzig darauf gerichtet, den Menschen Gottes heiligen Frieden zu erbitten und zu vermitteln.
Impuls
Wir stehen hier auf historischem Boden.
Hier im Böhmerwald sind in vergangenen Zeiten Menschen schwer aneinander schuldig geworden. Nicht zuletzt sind Menschen an Pater Engelmar schuldig geworden. Menschen haben es zu verantworten, dass er ins Konzentrationslager gekommen ist.
Wenn er Hass- und Rachegedanken gehabt hätte, wer hätte das nicht verstanden.
Aber er schreibt: „Im Übrigen ist mein ganzes Sinnen und Trachten weiter einzig darauf gerichtet, den Menschen Gottes heiligen Frieden zu erbitten und zu vermitteln.“
Beten wir in Stille um Frieden, Versöhnung und Vergebung zwischen den Menschen.
Gebet
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Aus dem Matthäusevangelium
(Mt 28,18-20) Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Aus einem Brief von Pater Engelmar vom 14. November 1943
Ich […] gedenke stets […] Eurer Sorgen und Anliegen und der weiten Weltkirche. Das gibt der Enge unseres Sichtfeldes immer wieder apostolische Weite und Verbindung mit all den vielen Betenden und Opfernden daheim und draußen.
Impuls
Natürlich habe ich die feste Absicht, gut zu sein zu allen Menschen. Aber wenn ich Zahnweh habe oder Magenkrämpfe, dann sind mir die Nöte und Sorgen meiner Mitmenschen herzlich egal. In Krisensituationen denkt fast jeder zunächst an sich.
Nicht so Pater Engelmar.
In all den Schrecken von Dachau hat er sich vor allem darum gesorgt, dass seine Mitmenschen mit Gott in Berührung kommen.
Seine Mithäftlinge beschreiben, dass er immer ruhig, ausgeglichen und liebenswürdig war. Dass er die Lebensmittelpakete, die ihm seine Angehörigen geschickt haben, mit den anderen Häftlingen geteilt hat.
Dass er, trotz strengster Verbote und unter Gefahr der Todesstrafe versucht hat, seinen russischen Mithäftlinge in Dachau den christlichen Glauben nahezubringen.
Zuletzt hat er sein Leben geopfert bei der Pflege von Typhuskranken.
Sein Leiden im KZ hat er bewusst als einen Beitrag zum Missionsauftrag der Kirche gesehen.
Wir beten in Stille, dass alle Menschen mit Gott in Berührung kommen.
Lied
Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in Deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann.
Erbarm Dich, Herr.
Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit,
dass sie Deine Stimme hört, sich zu Deinem Wort bekehrt.
Erbarm Dich, Herr.
Gib den Boten Kraft und Mut, Glauben, Hoffnung, Liebesglut,
lass Du reiche Frucht aufgeh‘n, wo sie unter Tränen säen.
Erbarm Dich, Herr.
Lass uns Deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft suchen, was den Frieden Schafft.
Erbarm Dich, Herr.
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