Worte zum Weihnachtsfest 2016
„Weihnachten steht vor der Tür.“ Diesen Satz schrieb der neue Selige Pater Engelmar Unzeitig CMM am 15. Dezember 1941 aus dem KZ Dachau an seine Familie. Er führte weiter aus: „Auch Christus pocht an die Tore der Welt und möchte ihr den Frieden geben. Doch scheint es, dass heuer die Wogen der Zwietracht zu hoch gehen, als dass ein allgemeiner Friede möglich wäre.“
Wenn man diese Zeilen liest, könnte man fast übersehen, dass diese Worte vor mehr als 75 Jahren zu Papier gebracht wurden. Denn auch unsere heutige Welt ist beileibe nicht friedlich. Bilder aus Aleppo führen uns die Schrecken des Bürgerkriegs in Syrien vor Augen. Meldungen von gesunkenen Flüchtlingsbooten im Mittelmeer machen Schlagzeilen in unseren Tageszeitungen. Und in den sozialen Medien tobt der Krieg der Worte.
Angesichts solcher weltweiten Schreckensnachrichten kann einem Angst und Bange werden. Die Verlockung, sich in sein Schneckenhaus zurückzuziehen, ist groß. Sollen doch andere den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit gehen. Aber der Selige Pater Engelmar lehrt uns etwas Anderes. Seine Seligsprechung kann uns Mut machen, den Weg des Friedens nicht zu verlassen. Unser ehemaliger Generalsuperior, Pater Damian Weber CMM, fand folgende Worte: „Die Seligsprechung bedeutet für uns die Möglichkeit, die Hoffnung, dass das Vorbild und das Beispiel vom Pater Engelmar für uns zur neuen Kraft wird, weiterzumachen, auch wenn wir sehr oft nicht sehen, wie es weitergehen kann.“
Bei dem Seligen Pater Engelmar heißt es in seinem Brief vom 15. Dezember 1941 weiter: „Wenn schwer Gottes Hand auf uns zu liegen scheint, dann wollen wir hoffen, daß wir dann beitragen zur Entsühnung von Schuld und Fehl. Was vielleicht manchmal als Unglück erscheint, ist oft das größte Glück. Wie vieles lernt der Mensch erst durch die Erfahrung in der Schule des Lebens. Wir sollen wohl die Friedlosigkeit in der Welt für die anderen mitfühlen und miterleben und ihnen zum wahren Frieden verhelfen. Dann wundert es uns nicht, wenn Gott uns manches aus der Hand nimmt, was uns lieb und teuer war. Doch was geht über das Glück, Gott selbst in unserem Herzen zu wissen, der ja die Quelle aller Seligkeit und allen Friedens ist.“
Bischof Manfred Scheuer aus der Diözese Linz in Österreich sagt dazu: „Am Anfang war es mehr ein Wortspiel: Aus dem Priester mit dem Namen Engelmar wurde schon bald der ‚Engel von Dachau‘. Er wurde aber zu einem wirklichen Engel, zu einem Boten, der die Botschaft der Menschlichkeit und der Liebe in einer unmenschlichen Zeit verbreitete. Es waren seine Selbstlosigkeit, seine Fürsorge für die Mithäftlinge, seine kindliche Begeisterung für den christlichen Glauben. Da, wo Gottes Gegenwart am wenigsten vermutet wird, leuchtet sie in einem Menschen auf, der in der größten Erniedrigung, in Hunger und Schmach Gottes Güte und wehrlose Hingabe lebt.“
Wenn wir nun das Weihnachtsfest begehen, dann sind auch wir angesichts des Beispiels des neuen Seligen dazu aufgerufen, mitzuwirken am Heil und am Frieden der Welt. Was Gott an Weihnachten getan hat, das dürfen wir in die Welt hineintragen. Wir dürfen die Zuwendung und Zuneigung, die Gott uns in der Geburt seines Sohnes schenkt, weiter reichen. Wir dürfen die Freude der Heiligen Nacht mit anderen teilen und so vervielfachen. Wir dürfen den Frieden, den Gott in seinem Sohn gestiftet hat, um uns verbreiten und Menschen helfen, die in Not sind – bei uns und in der Welt. So wird es durch uns Weihnachten in dieser unseren Welt.
Der Selige Pater Engelmar schließt seinen Brief vom 15. Dezember 1941 mit dem weihnachtlichen Segenswunsch: „Dass der Heiland Euch und alle lieben Angehörigen, Verwandte und Bekannte mit seinem seligen Weihnachtsfrieden beglücken und im kommenden Jahr stets bei Euch bleiben möge, wünscht Euch zusammen mit den herzlichsten Grüßen.“